1. Punktspiel des ETC vor 25 Jahren

Mit einer Leser-Aktion, die die „Freie Presse“ und die Eispiraten Crimmitschau starten, sollen Erlebnisse vom Neustart in der Eishockey-Bayernliga zusammengetragen werden. Anhänger können ihre Erinnerungen an die Saison 1990/91 mit dem damals legendären Sahnpark-Hit „Zieht den Bayern die Lederhosen aus …“ aufschreiben. Ausgewählte Zuschriften werden veröffentlicht. Unter allen Teilnehmern können drei Bücher „90 Jahre Eishockey in Crimmitschau“ und drei Fanschals „25 Jahre ETC Crimmitschau“ verlost werden. Die Zuschriften können bis zum 6. November an die „Freie Presse“-Lokalredaktion, Kennwort: „Eishockey-Neustart“, Markt 32, 08412 Werdau, geschickt werden. Oder per Mail an: red.werdau@freiepresse.de

Die erste Saison in der Bayernliga hat der ETC Crimmitschau, der damals von Ex-Nationalspieler Dieter Kratzsch trainiert wurde, mit 14:22-Punkten auf dem 8. Platz beendet. In der anschließenden Relegationsrunde holte die Mannschaft dann 17:3-Punkte und schaffte damit den Klassenerhalt. Beste Torschützen in der Premieren-Saison waren Karel Novotny (30 Treffer) und Zdenek Kmonicek (25 Treffer). Die beiden Tschechen wurden kurz nach dem Saisonstart verpflichtet. Reiner Steinbock war mit 20 Treffern bester Deutscher.

Ein Blick auf die Zuschauerzahl macht deutlich, wie groß das Interesse der Eishockeyliebhaber war. In der gesamten Saison 1990/91 verfolgten 41.460 Zuschauer die ETC-Spiele. Dabei konnten 35.300 Zuschauer im Sahnpark begrüßt werden (Durchschnitt 2942 Zuschauer pro Spiel). Auswärts waren es 6160 Zuschauer (Durchschnitt 513 Zuschauer pro Spiel).

Für die Puckjäger aus Westsachsen ist auf den Tag genau vor 25 Jahren eine lange Leidenszeit zu Ende gegangen. Nachdem die Sportart nach einem Beschluss der DDR-Regierung lange auf Sparflamme loderte, war mit der politischen Wende für den ETC Crimmitschau ein Neustart in der Bayernliga möglich. Das erste Punktspiel fand am 27. Oktober 1990 statt. Das ETC-Team erkämpfte einen 5:4 (2:1, 1:3, 2:0)-Sieg gegen den SV Gendorf. Olaf Proske (3), Ronny Reddo und Stefan Rudert trugen sich in die Torschützenliste ein.

Zu den Akteuren, die bei der Punktspiel-Premiere auf dem Eis standen, gehörte Peter Schneemann. Der Angreifer war damals 29 Jahre alt und stürmte in einer Reihe mit Wolfgang Pürzel und Edgar Porzig. „Kurz vor der Partie war in der Kabine eine große Nervosität zu spüren“, erinnert sich Schneemann. Im Verlauf der Begegnung hatte er sich vor allem über den Anschlusstreffer von Stefan Rudert, der zum 3:4 traf, gefreut. „Wir kennen uns seit der Kindheit, waren gemeinsam in der Laufgruppe und später in einer Schulklasse“, erzählt Peter Schneemann, der sich immer noch mit glänzenden Augen an die Unterstützung von rund 2500 Zuschauern in der Freiluftarena – damals gab es noch kein Dach – erinnert. „Durch die Anfeuerung der Leute konnten wir einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen“, sagt der Ex-ETC-Stürmer, der immer noch in der Nähe des Kunsteisstadions wohnt. Den Sieg im ersten Bayernliga-Spiel haben Schneemann und Co. ausgelassen gefeiert – in der Gaststätte der Kleingartenanlage „Huckel“. Die gesamte ETC-Truppe zog es in die Kneipe, wo Spieler und Anhänger bis weit nach Mitternacht an der Bar standen. „Es war eine verrückte Zeit. Die Siege auf dem Eis waren wichtig für das Selbstwertgefühl der Leute in Crimmitschau“, erinnert sich Schneemann, der in der Partynacht nicht auf die Uhr schauen musste. Der Grund: Das Gendorf-Spiel war an einem Samstag. Am nächsten Tag ging sowieso niemand auf Arbeit.

In der Folgezeit mussten die ETC-Spieler aber Hobby und Beruf unter einen Hut bringen. Dreimal pro Woche wurde im Kunsteisstadion im Sahnpark trainiert. An den Wochenenden ging es zu den Auswärtsspielen nach Bayern. Dabei haben die Eishockey-Amateure aus Crimmitschau zunächst überhaupt nicht auf die Ernährung geachtet. „Wir haben uns gefreut, wenn wir vor Spielbeginn an einer Autobahn-Raststätte eine Schweinshaxe essen konnten“, erinnert sich Schneemann, der mit seinen ETC-Kollegen oft mit leeren Händen aus der Fremde zurückkehrte. „Irgendwann gab es dann mal einen Hinweis, dass wir lieber Nudeln bestellen sollen.“

Das Essen haben die ETC-Akteure aus der eigenen Tasche bezahlt. Sie erhielten in der ersten Bayernliga-Saison ein Verpflegungsgeld von 20 D-Mark pro Auswärtsspiel. Der Betrag steht in einem „Vertrag“, den Schneemann mit vielen weiteren Erinnerungsstücken aufgehoben hat. Dazu gehören auch Programmhefte und Zeitungsberichte. „Man schaut sich die Dinge immer wieder gern an“, sagt Schneemann, der zwischen 1990 und 1995 für die erste Mannschaft des ETC-Crimmitschau im Einsatz war.

Quelle: Holger Frenzel-Freie Presse

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